Individuelle Freiheit

Freiheit lässt sich nicht aufteilen in die Freiheit des Einzelnen und die Freiheit aller, wie es zuletzt wieder in jenem offenen Brief einiger Vertreter der ehemaligen kirchlichen Opposition der DDR anlässlich der Kandidatur Joachim Gaucks für das Amt des Bundespräsidenten geschehen ist. Freiheit lässt sich einzig auf der Ebene des Individuums sinnvoll begründen – sie auf der Ebene von Gruppen und Kollektiven anzusiedeln führt immer zur Unfreiheit der Einzelnen, denn die Freiheit eines Kollektivs – unabhängig davon, ob es sich um ein traditionelles wie die Familie handelt oder um ein modernes politisches oder religiöses – ist in letzter Konsequenz stets die Freiheit der durchsetzungsstärksten Mitglieder des Kollektivs.

Demgegenüber meint die Freiheit des Einzelnen, die Gauck mit dem Begriff der „individuellen Selbstermächtigung“ bezeichnet, also der Erlangung der Macht über sich selbst im Gegensatz dazu, der Macht anderer unterworfen zu sein, die gleiche Freiheit jeder und jedes Einzelnen und damit eben die Freiheit aller.