Menschenhass und Fußballclubs

ein Gastbeitrag von Gideon Böss

Dieser Text erschien zuerst am 12. Januar 2014 auf dem „Die Welt“-Blog Böss in Berlin

In der letzten Woche hat der Fußball, trotz Winterpause, für ziemliche Schlagzeilen gesorgt. Zum einen, weil sich mit Thomas Hitzlsperger ein ehemaliger Spieler als schwul geoutet hat, was in der Fußballszene, die ein sympathisch feiges Verhältnis zum homophoben Potenzial der eigenen Anhängerschaft pflegt, tatsächlich ein Aufreger ist. Zum anderen, weil der niederländische Verein Vitesse Arnhem sein Trainingslager in Abu Dhabi veranstaltet und einem israelischen Spieler die Einreise verweigert wurde. Man mag keine Juden auf der arabischen Halbinsel. Die Wüsten-Tyrannen, die dort das Sagen über Sklavenhalterstaaten haben, sind überzeugte Antisemiten, sie machen kein Geheimnis daraus. Die Empörung war trotzdem groß, als der Israeli nicht einreisen durfte. Zumindest für einen oder zwei Tage, danach war das Thema schon wieder erledigt. Was geht uns schon der Antisemitismus in anderen Ländern an. Zumal in so exotischen wie den Vereinigten Arabischen Emiraten?

Und tatsächlich ist das eigentlich irritierende ja nicht, dass da einem Israeli die Einreise verweigert wurde. Irritierend ist viel eher, warum da alle hinfahren. Bayern München, Schalke 04, VfL Wolfsburg, der Hamburger SV und Eintracht Frankfurt halten ihre Trainingslager in Katar oder Abu Dhabi ab. Muss das wirklich sein? Wenn schon der Hass auf Juden nicht als Argument gegen solche Staaten reicht, wie wäre es dann damit, dass Frauen nicht als gleichwertige Menschen angesehen werden und auf Homosexualität schwerste Strafen stehen? Selbst wenn man der Meinung ist, dass jedes Land selbst entscheiden sollte, was es von den Menschenrechten hält (auch wenn das bedeutet, dass sie gegen die Menschenrechtscharta verstoßen, die sie selbst unterzeichnet haben), ist doch die Frage, warum man sie durch Besuche unbedingt aufwerten muss?

Wobei es ja noch eine erhebliche Steigerung zu Trainingslagern gibt: Weltmeisterschaften. Katar, diese Antithese zu Meinungsfreiheit, Lebensfreude und Rechtsstaatlichkeit, bekam die Fußballweltmeisterschaft 2022 zugesprochen. Es ist doch absurd, dass Fußballvereine aus dem Amateurbereich für antisemitische Ausfälle bestraft werden, während gleichzeitig einer der Hauptexporteure von Antisemitismus das wichtigste Turnier zugesprochen bekommt, das der Weltfußball zu vergeben hat.

Von daher ist es richtig, dass die Aufregung über Vitesse Arnhem schnell wieder abgeklungen ist. Denn es war kein Aufreger, es war einfach nur die Normalität im Profifußball, dass man sich gerne von antisemitischen, homophoben und frauenhasssenden Regimen einladen lässt und kein Problem damit hat, dass die Scheichs Erinnerungsfotos mit den Spitzenmannschaften dieser Welt machen. Viele Bundesligavereine lassen sich gerne für diese Propaganda einspannen. Das ist das Problem und nicht, dass Abu Dhabi sich an seine Gesetze hält. Die denken sich schließlich auch nur: Mia san mia.