„Wollen uns die Muslime unterwerfen?“

In einem Meinungsbeitrag in der österreichischen Wochenzeitung Profil stellt Redakteur Robert Treichler diese Frage und kommt zu dem Schluss, dass wir zwar wachsam bleiben müssen gegenüber manchen islamistischen Umtrieben, aber beruhigt sein können, da islamischen Parteien, die einschlägige Positionen vertreten, keine Wahlerfolge vergönnt sind. Sind für die Beantwortung der (polemischen) Eingangsfrage tatsächlich nur Wahlerfolge islamistischer Parteien maßgeblich? Die eigentliche Frage lautet denn auch: „Gibt es islamische Kräfte, die uns unterwerfen wollen?“ Eine Replik von Kolumnist Heiko Heinisch auf Robert Treichler:

Sehr geehrter Herr Treichler,

Ihr Kommentar „Wollen uns die Muslime unterwerfen“ im aktuellen Profil hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Er erweckt den Eindruck, als hätten Sie sich bislang wenig bis gar nicht mit Ideologie und Strategie islamistischer Akteure sowie den gesellschaftspolitischen Einstellungen in den Hauptherkunftsländern muslimischer Migranten befasst. Ihr Verweis auf die italienische Einwanderung in die USA lässt ebenfalls nicht unbedingt auf eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema schließen.
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„Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft“

Imperialismus, Kolonialismus, Rassismus – für alle gegenwärtigen Übel der Welt soll die angeblich seit 500 Jahren dauernde Vorherrschaft des Westens verantwortlich sein. Das glauben die Vertreter einer vom Postkolonialismus beeinflussten Geschichtswissenschaft. Andere Imperien, wie die Reiche der Azteken, Inka, Osmanen, Chinesen oder Russen, werden ignoriert. Statt die Menschheitsgeschichte quellenkritisch und mit dem Bemühen um Objektivität zu betrachten, unterwerfen die postkolonial geschulten Wissenschaftler sie den Prämissen ihrer Theorie. Sie vermeiden eine vergleichende Geschichte der Imperien, weil sie ihrer Ideologie die Grundlage entzöge.

Die Belagerung von Wien 1683, anonymes zeitgenössisches Gemälde im HGM

Geschichtsschreibung im Sinne einer Wissenschaft ist der Suche nach historischer Wahrheit verpflichtet. Zur Beantwortung forschungsleitender Fragen werden historische Quellen einer kritischen Analyse unterzogen, bewertet und interpretiert. Da auch der seriöse Historiker nicht vor ideologischer Voreingenommenheit gefeit ist, sind Transparenz und Nachvollziehbarkeit unumgänglich. Welche Quellen wurden ausgewählt, welche verworfen? Und aus welchen Gründen? Gefordert ist eine umfassende Quellenkritik: Unter welchen Umständen ist eine Quelle entstanden, wer hat sie wann und zu welchem Zweck produziert und wie zuverlässig ist ihr Inhalt?

Wie in jedem Fachgebiet zeichnet sich Wissenschaftlichkeit auch in den Geschichtswissenschaften durch die Bereitschaft aus, Theorien anzupassen oder zu verwerfen, wenn neue Fakten sie in ihrer ursprünglichen Form unhaltbar machen. Das letzte Wort wird für jeden, der in diesem Sinne forscht, nie gesprochen sein.
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Eine Klarstellung zum Gazakrieg

Am 7. Oktober 2023 hat Gaza Israel angegriffen. Das sollte deutlich gesagt werden, denn im öffentlichen Diskurs zu diesem Krieg wird eine Differenzierung gefordert und vorgenommen, wie wir sie in keinem anderen Krieg sehen. Niemand käme auf die Idee zu behaupten, am 1. September 1939 hätte die NSDAP Polen überfallen – es war Deutschland. Und es ist auch überall richtigerweise zu lesen, dass Russland 2022 die Ukraine überfallen hat oder 1990 der Irak Kuwait. Nur im Gazakrieg wird zwischen der Hamas, also der militärischen Kraft Gazas, und der Bevölkerung eine klare Trennlinie gezogen, als wäre die Hamas ein Fremdkörper innerhalb des Landes und der Krieg ginge die Bevölkerung nichts an. Gleichzeitig werden alle Israelis, wenn nicht gar alle Juden, für Handlungen der Regierung und Aussagen einzelner Regierungsmitglieder verantwortlich gemacht. Das zeigen nicht zuletzt die unzähligen Boykottaufrufe gegen
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Der schleichende Völkermord

Religiöse Minderheiten verschwinden zunehmend aus der islamischen Welt. Ein Überblick.

Von Nina Scholz und Heiko Heinisch

Zwischen dem 6. und dem 10. März verübten Islamisten in Syrien im Schatten von Kämpfen gegen Assad-treue Milizen Massaker an Angehörigen der alawitischen  Minderheit. Nach verschiedenen Angaben wurden bis zu 1.400 Zivilisten – Männer, Frauen und Kinder – ermordet, tausende flüchteten in die Berge oder suchten Schutz in und um den russischen Militärstützpunkt Hmeimim.

Der syrisch-katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, sieht in den Massakern lediglich die Spitze des Eisbergs.

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Der Westen als Sündenbock

Die Kritik postkolonialer Theoretiker am westlichen Kolonialismus blendet den langen Strang imperialer Geschichte gewöhnlich aus. Daraus entstehen verzerrte Geschichtsbilder, die neue Machtgelüste bedienen.

Entstehung und Untergang von Imperien sind seit Tausenden von Jahren eine Konstante der Menschheitsgeschichte. Seit vor rund fünftausend Jahren das erste ägyptische Reich entstand, erlebte allein die Region von Mesopotamien bis Nordafrika und Europa noch vor dem Aufstieg europäischer Kolonialmächte in der frühen Neuzeit zahlreiche Imperien: das ägyptische, sumerische, babylonische, assyrische und persische Reich, das kurze Imperium Alexanders, das Römische, das Byzantinische, arabische, fränkische, mongolische, Osmanische und russische Reich. Ferner wären noch das chinesische Reich, das Reich der Inkas, das der Azteken oder das Songhaireich in Westafrika zu erwähnen. Allein diese unvollständige Aufzählung umfasst siebzehn Imperien der Weltgeschichte.

In Werken postkolonialer Theorie, nicht zu verwechseln mit historischer Forschung zur Kolonialgeschichte, ist heute indessen eine manische Fixiertheit auf Europa augenfällig, ein Eurozentrismus, der den langen Strang imperialer Geschichte der Menschheit ausblendet. In dieser Darstellung wird Europa zum alleinigen Subjekt der Geschichte, während alle anderen Völker und Regionen zu bloßen Objekten europäischen Handelns degradiert werden. Genährt wird eine Weltsicht, die von der Annahme ausgeht, alle Übel dieser Welt – Kolonialismus, Imperialismus, Rassismus, Sklaverei, Sexismus, ja jegliche Form von Unterdrückung und Ausbeutung – seien erst durch den Westen und das „westliche Denken“ erzeugt worden, gemäß der leitenden Annahme, der europäische Kolonialismus wirke bis heute fort und halte die Völker der Welt in Knechtschaft.
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Antisemitismus bei den Islamischen Föderationen in Österreich

von Nina Scholz und Heiko Heinisch

Funktionäre und Moscheevereine der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs zeigen eine gefährliche Gesinnung, die den Islam als Kampfansage gegen Demokratie und Pluralismus begreift.

Turkish President Recep Tayyip Erdogan 2nd-R visits the mausoleum of Necmettin Erbakan, whose tenure as the first Islamist prime minister of Turkey 19961997 at Topkapi Cemetery in Istanbul, Turkey. President Erdogan and his rival Kemal Kilicdaroglu of the Republican People s Party CHP, were forced into a runoff election when both of them couldn t received more than 50 percent of the vote on the May 14 election. The runoff vote will be held on Sunday, May 28. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY TUR2023052732 TurkishxPresidentxPressxOffice

 

Im vergangenen November sorgten in Österreich geplante Einrichtungen der Islamischen Föderationen für mediale Aufmerksamkeit. Dabei ging es um den Bau einer neuen Zentrale der Islamischen Föderation Wien (IFW), die verschiedene islamische Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Versammlungsräumlichkeiten beherbergen soll, und eine Moschee mit angeschlossenem Bildungszentrum für rund achtzig Schüler, die im niederösterreichischen Pottendorf entstehen soll.

Millî Görüş

Beide Projekte wurden in den Medien kritisch betrachtet, handelt es sich bei den Islamischen Föderationen doch um den österreichischen Regionalverband der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG) mit Sitz in Köln. Sie wird in Deutschland wegen islamistischer Tendenzen vom Verfassungsschutz beobachtet. Die österreichische Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) schreibt in ihrem aktuellen Verfassungsschutzbericht über Millî Görüş:
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Islam? Islamismus? Wo ist die Grenze? Die Debatte zwischen Heiko Heinisch und Kenan Güngör.

Die Debatte

Der Islam ist eine Weltreligion, der Islamismus dagegen wird in der westlichen Welt vorwiegend als eine Form des Extremismus wahrgenommen, die sich gegen Demokratie und Menschenrechte wendet, oft gewalttätig und bewaffnet. Nach jedem islamistischen Terroranschlag wird diskutiert, wo die Grenze zwischen dem Islam und Islamismus verläuft.

Die Debatte zwischen Kenan Güngör und mir kann hier nachgehört werden

oder hier

Israels Strategie ist aufgegangen

Europa hat verlernt, geopolitisch und strategisch zu denken und verkennt die historische Wende im Nahen Osten.

Nachdem der Iran Israel am 1. Oktober bereits zum zweiten Mal mit Raketen angegriffen hatte, kam es in der Nacht von Freitag auf Samstag zum lange erwarteten israelischen Gegenschlag. Welche Schlüsse lassen sich aus den Entwicklungen der letzten Tage beziehungsweise der vergangenen dreizehn Monate seit dem 7. Oktober 2023 ziehen? Eines lässt sich jetzt schon sagen, auch wenn viele europäische Beobachter es noch nicht wahrhaben wollen: Geopolitisch wurden die Karten im Nahen Osten komplett neu gemischt.

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„Die größte Gefahr für Europa geht vom islamistischen Extremismus aus“

Mein Interview mit Corrigenda*

Kalifat, Scharia und Geschlechtertrennung: Der legalistische Islamismus verfolge die gleichen Ziele wie der dschihadistische, meint der Islamismusexperte Heiko Heinisch. Im Interview erzählt er, was Politiker sofort gegen die gefährliche Ideologie tun müssten.

Herr Heinisch, ist der Islamismus derzeit die größte Gefahr für Deutschland?

Nicht nur für Deutschland. Für ganz Europa geht aktuell mit Abstand die größte Gefahr vom islamistischen Extremismus aus.

Was ist der Unterschied zwischen Islamismus und legalistischem Islamismus?

Mit legalistischem Islamismus beschreiben wir jene Akteure, die im Rahmen der bestehenden Rechtsordnung agieren und nicht zu Gewalt greifen, also Akteure, die wir auch in Deutschland haben, wie die Muslimbruderschaft oder die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Die ordne ich dem islamistischen Spektrum zu. Sie verhalten sich aber eben legalistisch, versuchen also, unter Ausnutzung demokratischer Spielregeln ihrer Ideologie zum Durchbruch zu verhelfen.

Es ist vergleichbar mit der linken Bewegung Ende der 1960er-Jahre, wo ein Teil den Marsch durch die Institutionen angetreten ist und ein anderer Teil zur Waffe gegriffen hat und versuchte, die eigene Utopie mit Bomben und Kalaschnikows herbeizuführen.

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Postkolonialismus: Wir sind die Bösen

Der vor allem an US-Universitäten boomende Postkolonialismus ist eine Ideologie, die auf Geschichtsfälschung beruht und totalitäre Züge hat.

“Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft. Wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht die Vergangenheit“, heißt es in George Orwells Roman 1984. Der Satz kann als unausgesprochenes Motto der postkolonialen Bewegung betrachtet werden. Ihre Proponenten arbeiten an nichts Geringerem als einer Neufassung der Geschichte der Menschheit.

Denk- und Zitierverbote, die Zensur historischer Dokumente und Schriften oder deren Entsorgung aus Bibliotheken – die Bewegung geht mit einigem Furor gegen kulturelle Errungenschaften und Grundlagen des Westens vor. Dabei vertritt sie a priori die Gewissheit, dass der Westen für alles Schlechte dieser Welt verantwortlich sei: Ob Imperialismus und Kolonialismus, Rassismus und Ausbeutung, Sexismus und Homophobie, die Wurzeln aller Übel werden im Westen gesucht und gefunden. Eine Ausnahme bildet der Antisemitismus:

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